Nach viel Girl Power, möchten wir euch in unserer Interview-Serie nun ein ganz besonderes Mitglied der TORTOUR Familie vorstellen. Kennt ihr Thomas Ratschob? Die einen schon, andere haben vielleicht den Namen schon einmal gehört. Also, lasst uns mehr über das TORTOUR “Urgestein” & den Familienvater Thomas erfahren.
Thomas, wer bist du und wie bist du zum ersten Mal zur TORTOUR gekommen?
“Man kennt sich in der Szene. So kam ich 2008 mit den Erfindern/Gründern der Tortour zusammen. Wir machten eine Testfahrt, um zu prüfen, ob sowas denn überhaupt hier in der Schweiz machbar ist. Die damals angedachte Runde um die Schweiz betrug an die 1’300km.” Er wollte sogleich mitfahren – schliesslich war es ja nur Testlauf – und dies obwohl er sich wenige Wochen zuvor ein paar Rippen gebrochen hat. “Natürlich kam ich dann nicht so weit wie angedacht. Ich glaube, es waren kaum mehr als 300km. Aber egal, die Tortour war “erfunden”. Bei der ersten offiziellen Austragung 2009 war ich dann natürlich auch mit am Start. Das war damals schon eine sehr spezielle Geschichte. In der Schweiz gab es sowas noch nicht. Wir waren also ganz komische Vorreiter.”
2014 hat Thomas nach intensiver Wettkampfkarriere beschlossen selber keine Rennen mehr zu bestreiten. Er blieb der TORTOUR jedoch erhalten. “Mein langjähriger Physiotherapeut Dirk de Proost war zu der Zeit im Ok engagiert. Ich begleitete ihn 2014 im Car der ‘Race Officials’. Diesen Job habe ich dann sozusagen von ihm übernommen und all die letzten Jahre ausgeübt.”
Welches waren deine jeweiligen TORTOUR Highligts (als Athlet & Streckenplaner)?
2009 und die ersten Jahre waren wir ja wirklich noch absolute Exoten. Zum einen als Fahrer, die sich sowas antun. Aber auch als Veranstalter. Weil es eben noch nicht wirklich viele so extreme Ausdauerevents gab. Zumindest nicht in der Schweiz. Nach den über 1’000km im Ziel, damals noch in Schaffhausen, einzufahren, war jedes Mal ein Highlight. Das Gefühl ist ein jedes Mal unbeschreiblich. Ich würde behaupten, all diese Zieleinfahrten bei diesen langen Events, welche ich finishen konnte, das sind auch heute mit viel Abstand betrachtet, immer noch mitunter die intensivsten Momente, die ich in meinem Leben erfahren durfte.
Ich glaube auch, der extrem lange und sehr oft beschwerliche Weg dahin, potenziert dieses Gefühl gar noch. Und das sind auch die Highlights, die ich in meinen nun passiven Jahren an der Tortour erleben durfte. Die Gesichter zu sehen, wenn die Fahrer das Ziel, und im besten Fall auch ihr Ziel, erreichen. Ich weiss, wie steinig der Weg zu diesem Moment sein kann. Ich weiss, wie sie sich fühlen. Ich weiss, was sie durchmachten. Und ich weiss, wie all die schwierigeren Stunden vergessen sind, sobald die Ziellinie überquert ist. Jede/r, der/die sich dieser Aufgabe stellt, kann sehr stolz auf sich sein.”
Wie bringst du – nach wie vor – ein immenses Trainingspensum mit einer Familie unter einen Hut? [Wer Thomas ein wenig kennt weiss, dass die Jahreskilometerzahl bei Strava jeweils Mühe hat die hohe Zahl überhaupt anzuzeigen! Anm.d.Red.]
“Ich habe heute überhaupt kein Trainingspensum. Ich trainiere nicht. Aber ich habe immer noch eine unglaubliche Freude, draussen auf dem Velo sein. Einen ganzen Tag auf dem Velo, fernab von allem Trubel des Alltags. Für mich immer noch etwas vom Schönsten. Mit Job und Familie ist das Zeitmanagement aber natürlich schon nicht immer ganz einfach. Ich bin zum Glück ein Morgenmensch. Ich bin fast täglich am frühen Morgen vor der Arbeit unterwegs. Im Sommer, diese Morgenstimmung draussen zu erleben… Da kann am Tag passieren was will, mit solch einem Start ist mein Tag sowieso positiv. Grundsätzlich ist immer alles eine Frage der Prioritäten. Aber ich bin halt auch viel lieber draussen auf dem Velo als auf dem Sofa vor dem TV. Mein Velosattel kennt meinen Hintern also definitiv besser, als unser Sofa zu Hause.”
Was ist dein Tipp Nummer eins für jeden TORTOURISTI?
“Einen Tipp für die Tortouristi? Einer geht nicht, es müssen schon mehrere sein: Sei mit Freude dabei. Mach dich darauf gefasst, dass es manchmal auch etwas schwieriger wird. Mach dich darauf gefasst, dass es manchmal auch extrem schwierig wird. Und fahre nie schnell, aber immer mit Zug.”
Herzlichen Dank Thomas für deine inspirierenden Worte – es ist eine Bereicherung, dich in der TORTOUR Familie zu haben!